2017-01-20-gruenkohlessen-kl„Ich muss jedem Hofbesitzer den Zahn ziehen, der behauptet, dass schon seine Vorfahren vor mehreren Jahrhunderten auf demselben Hof gelebt haben“, sagt Dr. Jörg Wunschhofer am Freitagabend: „Auf den Höfen ist es immer wieder zu Um- und Neubesetzungen gekommen. Der Hofname blieb, die Personen wechselten.“

     Wunschhofer referierte beim Winteressen des Heimatvereins im Pfarrheim über seine Familienforschungen zu Höfen in Hoetmar. Der Beckumer ist hauptberuflich Chemiker, zählt aber seit über 30 Jahren die Familien- und Ahnenforschung zu seinen Hobbys. Bereits als Jugendlicher habe er sich für die Geschichte seiner eigenen Familien interessiert und gespannt die Erzählungen seiner Verwandten verfolgt. Die Neugierde wurde schließlich so groß, dass er bereits zum Ende seiner Schulzeit begann die Familiengeschichte zu erforschen.
      „Hoetmarer Bauern gehören nicht zu meinen Vorfahren“, weiß Dr. Jörg Wunschhofer mittlerweile: „Wenn man einmal anfängt zu suchen, findet man aber immer mehr als man sucht.“ In seinem Vortrag blickte der stellvertretende Vorsitzende der Westfälischen Gesellschaft für Genealogie und Familienforschung auf Hoetmarer Hof- und Familiengeschichten bis ins 16. Jahrhundert hinein zurück. Beispielsweise sei Johann Heinrich Gr. Anxel, der 1818 die Oelderin Maria Anna Bunne ehelichte, ein Vorfahre des heutigen Hoetmar Mitbürgers Schulze Bövingloh.  
     Während des Vortrags erfuhren die Zuhörer aber auch allerlei Wissenswertes zu Dr. Jörg Wunschhofers Hobby und das Leben ihrer Vorfahren. „Wenn ein Ehepaar kinderlos, wurde der Hof häufig an den Neffen der einen Seite und eine Neffin der anderen Seite vererbt. Auf diese Weise wurde das Eigentum doppelt abgesichert“, so Wunschhofer. Ebenso sei immer wieder erkennbar, dass es zu Tauschheiraten – zwei Brüder heiraten zwei Schwestern – gekommen sei oder ein Sohn über mehrere Generationen nach dem Vater benannt wurde: „Johan Bövingloh gab es 1586, 1618 und 1647.“
     Bei der Familien- und Ahnenforschung dienen Dr. Jörg Wunschhofer vor allem Kirchenbücher. Diese seien jedoch kein Allheilmittel, sodass ebenso in alten Schatzungslisten (Steuerlisten des Landes), Generalverzeichnisses des Grundherren oder vielen weiteren Quellen recherchiert werden müsse. Wichtige Quellen finde man vor allem im Archiv des Bistums Münster, im Münsteraner Landesarchiv oder im Kreisarchiv. Aber auch der Austausch mit anderen Forschern helfe ab und an bei der Beantwortung ungelöster Fragen.
     Abschließend machte Wunschhofer seinen Zuhörern Mut, die Geschichte ihrer Vorfahren zu erforschen: „Auch Sie können es alle.“ Adelheid Herweg, die Ehrenvorsitzende der Heimatfreunde Dorf Hoetmar, pflichtete dem Referenten bei: „Ich fahre mit Euch allen mit dem Bürgerbus nach Münster ins Archiv und dann fangen wir an.“ Der gelungene Abend klang bei einem gemeinsamen Grünkohlessen und guten Gesprächen aus.

Text u. Foto: Stephan Ohlmeier