2014-08-28-aerztevortrag-klAuf reges Interesse stieß am Donnerstagabend der Vortrag „Arzneitherapie bei älteren Patienten“, zu dem Dorfwerkstatt-Arbeitskreises „Aktiv im Ruhestand“ eingeladen hatte. Gastreferenten im Pfarrheim waren Ralf Eversmeyer von der Stiftsapotheke, Dorfarzt Dr. Matthias Brand und Prof. Dr. Georg Hempel von Institut für pharmazeutische und medizinische Chemie der Universität Münster.


     „Wir alle müssen dem Thema Arzneimittel größere Beachtung schenken“, sagte Prof. Dr. Georg Hempel: „Pro Jahr gibt es mehr Todesfälle durch Arzneimittel als im Straßenverkehr.“ Weiterhin würden rund 1.000 Patienten im Jahr ins Krankenhaus wegen falscher Arzneimittel-Anwendung eingewiesen oder chronisch Kranke falsch therapiert. Als Gründe machte der Professor eine Nichteinnahme beziehungsweise ein gelegentliches Weglassen von Medizin, eine falsche Dosis oder fehlerhafte Einnahme sowie ein Ausleihen von Arzneimitteln aus. 50 Prozent der Medikamente würden, trotz häufig vorhandenen Medikationsplänen, falsch eingenommen. „Eine individuelle Beratung beim Arzt oder Apotheker ist besser als den Beipackzettel zu lesen“, so der Professor. Georg Hempel rief die Anwesenden dazu auf, Arzneien nicht als Ware wie jede andere zu sehen. Auch freiverkäufliche Medikamente seien nicht automatisch ungefährlich.
     „Wenn man etwas nicht verstanden hat, muss man nachfragen“, sagte Dr. Matthias Brand. Auch sollten sich die Patienten melden, wenn sie ein Medikament nicht vertragen. Nur im gemeinsamen Dialog könne man den „Risikoprozess Arzneimitteltherapie“ erfolgreich bestreiten. Apotheker Ralf Eversmeyer erklärte anschließend, dass die behandelnden Ärzte und Apotheken in einem ständigen Dialog stehen würden. Wenn man eine Kundenkarte bei einer Apotheke habe, könne diese zum Beispiel nachgucken, welche Medikamente man in der Vergangenheit eingenommen habe. Ein Austausch von Kundenkarten unter den Apotheken sei in Deutschland, anders als in den Niederlanden, aber noch nicht möglich: „Für jede Apotheke brauchen sie also eine eigene Karte.“
     In einer lockeren Diskussionsrunde stellten die Zuhörer ihre Fragen und erfuhren von Dr. Matthias Brand zum Beispiel, dass viele Medikamente besser als ihr Ruf sind. Auch Psychopharmaka hätten für bestimmte Personengruppen eine wichtige und heilende Funktion. Kritisch sahen die Mediziner die Einnahme von mehr als fünf Medikamenten pro Tag. Je mehr Arzneimittel man einnehme, umso leichter könne es zu Wechselwirkungen kommen. Hier sei eine genaue Beobachtung der Patienten wichtig, erklärte Prof. Dr. Georg Hempel. Beate Schulze Bövingloh vom Arbeitskreis „Aktiv im Ruhestand“ bedankte sich nach knapp 1,5 Stunden bei den drei Referenten, die mit Applaus und einem kleinen Gastgeschenk verabschiedet wurden.

 

Text u. Foto: Stephan Ohlmeier