Im Kindergarten ist ein Feuer ausgebrochen. Die Lage ist unübersichtlich. Räume sind verrauscht und Kinder werden vermisst. Ein solches Einsatzszenario lässt selbst bei erfahrenen und hartgesottenen Feuerwehrleuten das Herz schneller schlagen. Um für den Ernstfall gewappnet zu sein, rückten die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr am Montagabend zu einer Objektübung in der Katholischen Kindertagesstätte St. Lambertus aus.
„Ich bin seit rund 20 Jahren in der Feuerwehr. In dieser Zeit ist es das erste Mal, dass wir hier vor Ort üben“, sagte Carsten Recker als Löschzugführen. Gemeinsam mit der neuen Kita-Leiterin Christina Engelhardt hatte er die Übung vorbereitet. In der Übung sah Recker eine Win-Win-Situation: Während die Erzieherinnen das richtige Verhalten im Brandfall und eine Evakuierung der Kinder proben konnten, hatten die Feuerwehrleute die Möglichkeit, die Kita kennenzulernen: „In den letzten Jahren hat sich am Gebäude viel verändert. Es gibt mittlerweile viele Winkel und kleine Räume, in denen sich Kinder verstecken und vor einem Feuer Schutz suchen könnten.“
Nach dem ein Brandmelder in der Kita Alarm geschlagen hatte, galt es für die Erzieherinnen möglichst schnell die 28 an der Übung beteiligten Kinder – normalerweise werden in der Kita St. Lambertus tagtäglich 90 Kinder betreut – zu den zwei Sammelpunkten im Außenbereich zu bringen. Beim Durchzählen wurde festgestellt, dass sich drei Kinder noch im brennenden Gebäude befanden. Insofern war für die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Eile geboten. Mit schwerem Atemschutzgerät drangen sie ins Gebäude vor und suchten nach den Kindern. „Eines der drei vermissten Kinder hat sich unter einem Tisch versteckt“, sagte Carsten Recker: „Wir wollen bewusst testen, wie effektiv unsere Atemschutzträger die Räume in einem vernebelten Gebäude durchsuchen und wie schnell sie die Kinder finden.“
Als eine besondere Herausforderung bewies sich für die Erzieherinnen und Feuerwehrleute gleichermaßen, die Kinder an den Sammelpunkten zu halten. „Die Kinder wollen natürlich gucken, was die Feuerwehrleute machen und am liebsten möglichst nah ans Gebäude rangehen“, so Recker. Ebenso knifflig sah Zugführer Willi Kottenstedde die enge Zufahrt zur Kita über den Rövkamp. Im Prinzip müsse man sich bereits beim Einbiegen in die Straße darüber im Klaren sein, wie man die Feuerwehrautos stellen will: „Für eine Drehleiter ist hier kaum Platz. Man könnte höchstens noch über den Bolzplatz ranfahren.“
Nach knapp 45 Minuten war die Übung, die von vielen Schaulustigen Kindern und deren Eltern verfolgt wurde, beendet. Alle Anwesenden einte der Wunsch, dass es hoffentlich niemals zum Horrorszenario „Der Kindergarten brennt“ kommen wird. Wie Carsten Recker erläuterte, wolle der Löschzug Hoetmar die Übung künftig alle zwei Jahre wiederholen und im nächsten Jahr möglicherweise eine Objektübung in der benachbarten Grundschule durchführen.
Die Übung am Montagabend bildete übrigens den Abschluss einer Projektwoche der Kita St. Lambertus zum Thema „Brandschutzerziehung“. So lernten die Kinder beispielsweise die Notrufnummer 112 oder das richtige Verhalten im Brandfall kennen. Am vergangenen Donnerstag wurden sie in der Kita von einigen Feuerwehrleuten besucht, die ihnen ihre Einsatzkleidung oder die Funktion eines Atemschutzgerätes erklärten. Der Gegenbesuch im Gerätehaus folgte nur einen Tag später: Genauestens wurden die Feuerwehrautos unter die Lupe genommen und jedes Kind durfte sogar mit der Feuerwehrspritze gegen fiktive Flammen ankämpfen. Zudem hatten sich die Erzieherinnen bereits Mitte März im Feuerwehrhaus getroffen und das richtige Verhalten im Brandfall besprochen.
Text u. Foto: Stephan Ohlmeier