2016-12-15-stolperstein01-kl„Alle, die um Hilfe baten, bekamen von ihm Hilfe“, erinnerte Dechant Manfred Krampe an Hoetmars Dechant August Wessing. Zum Gedenken an den von den Nationalsozialisten verschleppten und ermordeten Seelsorger verlegte Künstler Gunter Demnig gestern vor dem ehemaligen Pfarrhaus an der Sendenhorster Straße einen Stolperstein.

„Menschen als Menschen sehen und ihnen als Menschen zu begegnen.“ Diese Botschaft des Lebens und Wirkens von Dechant August Wessing sei auch heute noch aktuell, appellierte Krampe nicht nur an die Gäste der Stolperstein-Verlegung, nicht danach zu schauen, welche Nationalität oder Religion jemand habe: „Das ist unwichtig.“ So sei Dechant August Wessing in seinem Theologiestudium auch nach Polen gegangen und habe polnisch gelernt, um den vielen Gastarbeitern im Ruhrgebiet auch mit Kenntnissen ihrer Sprache ein guter Seelsorger sein zu können.
Die biographischen Daten von Dechant August Wessing riefen Viertklässler der Dechant-Wessing-Schule und die kommissarische Schulleiterin Dorothee Nottebaum in Erinnerung: 1932 war er als Priester nach Hoetmar gekommen, 1942 verhaftet, nach dem Gefängnisaufenthalt in Münster ins Konzentrationslager nach Dachau  interniert und dort am 4. März 1945 wenige Wochen vor der Befreiung des Lagers verstorben. Verhaftet wurden war Wessing wegen „Feindbegünstigung“ - auch, weil er einem russischen Mädchen hatte einen Rock nähen lassen und verraten worden war.
Den Tag im Juli 1942, als Dechant August Wessing in Hoetmar abgeholt und ins Gefängnis nach Münster gebracht wurde, hat Ida Klosterkamp nie vergessen. „Ich habe gesehen, wie sie ihn geholt haben“, berichtet die heute 89jährige und erzählt, wie sie im Garten gegenüber des Pfarrhauses gearbeitet hatte, als das Auto anhielt. „Er durfte noch in die Kirche gehen und wurde dann mitgenommen.“ Von einer besonderen Beziehung zum ehemaligen Hoetmarer Pfarrer erzählte gestern Alwine Tertilt.
2016-12-15-stolperstein02-klSie hatte sich 1978, als sie im Haus des alten Pastorats wohnte, vor dem Hoetmarer Friedhofskreuz mit einem Anliegen an den ehemaligen Dechanten gewandt. „Starkes Kribbeln durchzog meinen Körper, die Verkrampfungen waren gelöst.“ Sie hat als Patin die Verlegung des Stolpersteins zur Erinnerung an Dechant August Wessing ebenso ermöglicht wie die Kirchengemeinde St. Bonifatoius und St. Lambertus sowie die Dechant-Wessing-Schule, die ebenfalls als Paten fungierten. 

Text u. Fotos: Oliver Baumjohann (Die Glocke)