2018 03 09 pinguine kl„Vorhang auf und Bühne frei“ hieß es am Freitagabend wieder im Dachtheater am Wall. Beim März-Jour-Fixe präsentierten sich talentierte Musiker, leidenschaftliche Theaterspieler und wortgewandte Nachwuchsliteraten. Wer die Künstler aus der ersten Reihe verfolgen wollte, musste am Freitag aber früh sein. Bereits fünf Minuten nach Öffnung der Türen waren alle Sitzplätze belegt, sodass einige Gäste den Jour Fixe kurzerhand im Stehen verfolgten.

Zum Auftakt präsentierte die freie Theatergruppe „Zeitlos“ eine Kostprobe aus ihrem neuen Programm „Warum manche Vögel laufen…“, dass am 6. April um 19.30 Uhr im Sophiensaal Premiere feiert. „Wir sind heute Abend allerdings nicht komplett und spielen daher drei Szenen in einer leicht veränderten Version“, sagte Regisseurin Beate Trautner. In einer Szene stritten die Laienschauspielerinnen um den Erhalt eines Spielplatzes in ihrer Nachbarschaft, ehe Trautner in einer zweiten Szene als hilfesuchende Person ihr schauspielerisches Talent bewies. Die dritte Szene stand unter dem Titel „Wo kommen die Apfelsinen her“ und griff das Thema Flucht auf.
Nach einer kurzen Pause gab es beim Jour Fixe ein Wiedersehen mit der A-Capella-Gruppe „Die Pinguine“, die mit vielen Unterstützern aus Hoetmar angereist waren. Die Gruppe besteht seit 1991 und hat seitdem rund 180 Auftritte gehabt. In Frack und Zylinder gekleidet, trugen sie aus ihrem vielfältigen Repertoire aus Evergreens, Popsongs und Schlagern beispielsweise „Rote Lippen soll man küssen“ von Cliff Richard, „Major Tom“ von Peter Schilling oder als Zugabe den „Kleinen grünen Kaktus“ von den Comedian Harmonists vor. „Wir hatten 20 Minuten gesagt und Gott sei Dank ist es eine gute halbe Stunde geworden“, war sich Moderator Jochen Walter mit dem Publikum einig.
Als nächstes standen sich Sprücheklopfer David Neite und Merle Peters in einem Poetry Slam gegenüber. Mit ihren selbstgeschriebenen und gedichteten Texten versuchten sie die Gunst des Publikums zu gewinnen. Während Neite humorvoll auf sein Studentenleben, seine Schulzeit und seine Kindheit zurückblickte, wurde Peters tiefgründig. Zunächst griff sie ihre Angst vor dem Versagen auf. Besonders begeistert waren die Zuhörer aber von ihrem Text „Kein typisches Mädchen“, in dem die erst 15-jährige dazu aufrief, über den eigenen Fehlern zu stehen: „Leb dein Leben, sei du selbst, lieb dich wie du bist.“ Am Ende gewann sie mit 82:81 Punkten gegen David Neite. Beide Nachwuchsliteraten durften sich nach ihrem ersten Jour Fixe aber über einen Flaffel, die flauschige Mischung aus Vampir und Fledermaus freuen.
Einen Flaffel gab es auch für das Duo „Negro y Blanco“ mit der gebürtigen Kolumbianerin Rocio Siekaup (Gesang) und Pedda Scheurer (Gitarre) aus Ahlen. Das Duo entführte die Gäste in die Welt der spanischsprachigen Musik Lateinamerikas und griff Themen wie Freiheit, Liebe und Auflehnung gegen Repression auf. Auch das Publikum wurde mit einbezogen und sang beispielsweise laut „Lalalalalala…“ mit. Wer am Freitagabend keine Zeit hatte, sollte sich bereits den 13. April im Kalender anstreichen: Dann heißt es um 20.30 Uhr im Dachtheater wieder „Vorhang auf für den Jour Fixe.“

Text u. Foto: Stephan Ohlmeier