bild04118./19. August 2012

Seit rund 30 Jahren ist Josef Plenter die Allzweckwaffe im Schützen- und Heimatverein Hoetmar, lebt die grün-weiße Tradition wie kaum ein Zweiter. Am Samstagnachmittag erfüllte sich der 56-jährige Werkzeugmacher einen Kindheitstraum und erlegte den hölzernen Vogel.

Das ausgerechnet zum Jubiläum des Schützen- und Heimatvereins unter dem Motto "100 Jahre Gemeinschaft und Freude". "Diese Woche habe ich mit meiner Anni schon über meinen Plan gesprochen. Doch wenn man sich etwas vornimmt, klappt es ja häufig nicht", berichtete der frischgebackene Regent freudestrahlend. In der Tat war es kein leichtes Vogelschießen, rangen doch neben Josef Plenter Peter Molitor, Oberst Hubert Mestrup und Martin Huerkamp um die Königswürde. Nach 445 Schuss Kleinkaliber und 18 Schuss mit der dicken Berta fiel der Vogel endlich um 16:16 Uhr.


Zur Königin erwählte sich der passionierte Skifahrer und Jäger seine Lebensgefährtin Anni Osthues, mit der er schon 2009 die Bauerschaft Wessenhorst regierte. Der Hofstaat formiert sich mit Hedwig und Heiner Thüsing, Elsbeth und Berthold Haverkamp, Angelika und Kurt Kleineniggenkemper, Roswitha Kalisch Beier und Hubert Beier aus dem Stammtisch "Die lustige Runde". Thüsing war erst 2010 Kaiser, Kleineniggenkemper 1999 König.

Bereits um 13 Uhr waren die Kompanien des Schützen- und Heimatverein inklusive Jungschützen auf der Dechant-Wessing-Straße angetreten. Über 35 Grad brütende Hitze und kein Schatten trübten die Freude über das 100-jährige Vereinsjubiläum nicht. Die Kranken und Veteranen fuhren in einer Ehrenkutsche. Nach dem Marsch über die Lindenstraße und Raiffeisenstraße hieß es am Dorfbrunnen und der St. Lambertus Kirche "Bataillon stillgestanden". Mit lauten Jubelrufen wurde König Josef I. und Königin Maria Brand ein letztes Mal empfangen.
Nachdem die Fahnen aus der Gaststätte Nordhoff abgeholt waren, erhielt die 2. Kompanie vom Vereinsvorsitzenden Heiner Ruthmann eine eigene Standarte, die Kommandeur Albert Brand entgegennahm. Neue Standartenträger wurden Reinhard Gröne, Heinrich Sengenhorst und Jürgen Kosel. Die übrigen Standarten erhielten ein besonderes Fahnenband, das an 100 Jahre Schützen- und Heimatverein erinnert.
"Heute ist ein Tag um Danke zu sagen und 100 Jahre Revue passieren zu lassen", erläuterte Oberst Hubert Mestrup in seiner Ansprache am Dorfbrunnen. Insbesondere dankte er den Vereinsgründern, Ehrenamtlichen und Vorantreibern im letzten Jahrhundert, ohne die ein Verein nicht so lange erfolgreich bestehen könne. Als Tiefen bezeichnete er die beiden Weltkriege: "Die Lust Schützenfest zu feiern fehlte in diesen Zeiten." Aber der Verein habe nach der Wiederbelebung 1950 auch viele Höhen erlebt, insbesondere von den 60-er bis 80-er Jahren, in dem man sich früh für Frauen und Kinder geöffnet habe: "Wir haben in den letzten 100 Jahren einen Weg gefunden, den alle mitgehen können. Wir sind zu einer Schützenfestfamilie gewachsen." Für die Zukunft wünschte er sich Mut zu neuen Ideen, Vorbild für die Jugend und weiterhin eine starke Gemeinschaft, "die unser Dorf so auszeichnet", zu sein.

Nach dem Weitermarsch zum Festplatz am Wiebusch dankte der scheidende König Josef Brand allen für ein unvergessliches Schützenjahr. Er sei gerne König gewesen und den Verein mit Königin Maria und dem Hofstaat zu verschiedensten Aktivitäten im und um das Dorf vertreten.
Beim großen Königinnentreffen trafen sich 40 ehemaligen Königinnen und zwei von drei Kaisierinnen. Die dienstälteste Königin war Hilde Heuckmann, die 1953 mit Leo Kortenjann regierte. Auch Beate Sickmann fehlte nicht, sie erlegte 2001 als bisher einzige Frau persönlich den Vogel.
Auf dem Festplatz gab es derweil jede Menge kühler Getränke gegen die drückende Hitze, eine Knaxburg und Rollenrutsche für Kinder sowie ein Preisschießen für alle Gardistinnen und Gardisten.
Beim großen Zapfenstreich am Ehrenmal vor der St. Lambertus Kirche gedachte man am frühen Abend gemeinsam den Opfern von Krieg und Gewalt. Die musikalischen Darbietungen gaben die Fanfaren aus Milte, der Spielmannszug Sendenhorst und die Gebrasa aus Sassenberg, die alle drei auch am Mittag am Parademarsch teilgenommen hatten.
Der Festball im Zelt mit Live Musik der Band Jet Five aus Dorsten und Tanzeinlage der Damengarde bildete den Tagesabschluss. Der Sonntag stand unter dem Motto "Wir feiern mit unseren Gästen".

Text: Stephan Ohlmeier / Fotos: Ludger Bütfering