„Suche Frieden“, unter diesem Motto steht der Deutsche Katholikentag, zu dem vom 9. bis 13. Mai mehrere zehntausend Gläubige in Münster erwartet werden. Die katholische Kirchengemeinde St. Bonifatius und St. Lambertus sowie die evangelische Paulusgemeinde haben dieses Motto für ihre traditionellen Fastenpredigten aufgegriffen.
Nachdem Warendorfs ehemaliger Bürgermeister in der Vorwoche zum Thema „Frieden durch Politik“ gepredigt hatte, trug Maria Mussaeus als Vorsitzende der Aktion kleiner Prinz am Sonntagabend in der Lambertus-Kirche ihre Gedanken zum Thema „Frieden durch humanitäre Hilfe“ vor.
Täglich würde in den Medien über die Kriegsschauplätze und Katastrophen dieser Welt berichtet. Beim Anblick dieser Bilder würden viele Menschen den Eindruck gewinnen, ohnmächtig und hilflos zu sein. „Doch sind wir wirklich ohnmächtig und hilflos“, frage Maria Mussaeus: „Das ist eine Kernfrage, die wir uns stellen müssen.“ Die Aktion kleiner Prinz mit ihren vielen engagierten Unterstützern sei ein Beispiel, das niemand dem Leid auf dieser Erde tatenlos zusehen müsse.
Maria Mussaeus erinnerte an den Warendorfer Arzt Klaus Schäffer, der vor 25 Jahren das schreckliche Leid des Balkankrieges nicht mehr ertrug und mit mehreren Unterstützern die Aktion kleiner Prinz gründete und Kleider für den bevorstehenden Winter gesammelt habe. Laut Unicef-Angaben seien durch diese Sammlung 30000 Kinder gerettet worden. Aber auch in den Folgejahren habe man sich weiter eingesetzt und beispielsweise Waisenhäuser in Haiti und Indonesien oder Schulen in Nepal gebaut. Auf den Philippinen seien 125 Familien in kleine Häuser eingezogen und könnten ihren Lebensunterhalt heute als Fischer selbstständig sicherstellen. „Ein Gedanke, eine Idee, ein mutiger Schritt kann eine Lawine ins Rollen bringen“, sagte Maria Mussaeus.
Natürlich gebe es kritische Stimmen, die in der geleisteten Hilfe nur einen Tropfen auf dem heißen Stein sehen würden. Man dürfe sich jedoch von solchen Stimmen nicht entmutigen lassen. Vielmehr müsse das Engagement der zahlreichen Initiativen in Warendorf und der Umgebung, die sich für Schwäche und Menschen in Not einsetzen, als ein Beitrag zum Frieden verstanden werden: „Wer nur einen Menschen rettet, der rettet die ganze Welt“, zitierte Maria Mussaeus einen Spruch aus dem jüdischen Talmund.
Im Rahmen ihrer Fastenpredigt ging die Vorsitzende der Aktion kleiner Prinz auch auf die aktuellen Flüchtlingsströme ein. Sie verfolge mit Sorge, dass nach einer Welle der Hilfsbereitschaft innerhalb der Gesellschaft Bedenken und Ängste wachsen würden: „Integration heißt jetzt die Aufgabe. Wir müssen uns dieser Aufgabe für ein weiterhin friedvolles Miteinander stellen.“ Eine gelungene Integration und Frieden sei jedoch ohne Toleranz und die Bereitschaft aufeinander zuzugehen undenkbar.
Das Motto des Katholikentags „Suche Frieden“ sei unter anderem als eine Aufforderung zu verstehen, sich für den Frieden einzusetzen. In ihren Augen könne diese Aufforderung jedoch nicht auf unsere Landesgrenzen beschränkt werden. Vielmehr müssten in einer immer globalisierten Welt humanitäre Hilfe über alle politischen Grenzen hinaus geleistet werden: „Die Hilfe muss vor Ort erfolgen, sonst werden die Flüchtlingsströme nicht abreißen.“
Am Ende ihrer Fastenpredigt appellierte Maria Mussaeus an alle Anwesenden, dass die Verantwortung zum Frieden bei jedem selbst liege: „Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten aktiv zu werden – für sie und für mich.“ Eingebettet war die Predigt in eine Andacht, die von Pfarrdechant Manfred Krampe und Pfarrer Stefan Döhner ökumenisch gestaltet wurde.
Text u. Foto: Stephan Ohlmeier