Wunderweiber rocken die Bühne

Die Frau als wunderbares Wesen. Stark, sexy, multitasking und mit allen Wassern gewaschen. Auch wenn die Getränkebestellung im Biergarten wegen zahlreicher Sonderwünsche der Damenriege („Die Apfelschorle bitte mit wenig Apfelsaft“) das Personal zur Weißglut treibt. Aber im Grunde halten sie die Gesellschaft zusammen: Fangen keine Kriege an, bekommen und erziehen die Kinder groß, um gleichzeitig arbeitend zum Familieneinkommen beizutragen. Ihr Tag hat 25 Stunden.
Diesen Heldinnen des Alltags widmete sich die Hoetmarer Tanz- und Theatergruppe (HTTG) in ihrem fast viereinhalbstündigen Karnevalsprogramm, das am Mittwoch unter dem Motto „Bühne frei für’s Wunderweib“ über 200 Närrinnen und Narren im voll besetzten Festsaal des Gasthofs Brennerei Bütfering begeisterte.
Nach dem Einzug der (weiblichen) Superhelden, die in zahlreichen Superman-, Wonder-Woman- oder Roter-Blitz-Outfit die Bühne enterten, begann der gnadenlose Angriff auf die Lachmuskeln. Herrlich, wie Bauer Heinrich auf Frauensuche ging und sich zwischen den Zeilen als Muttersöhnchen outete: „Die Frau, die mich will, muss auch nicht unbedingt so kochen können. Das macht meine Mama und weiß, was mir schmeckt.“
Nach einem Sketch mit Loriot-Anleihen „Ein Klavier, ein Klavier“ bedienten sich die Spielerinnen aus dem Repertoire von Sarah Connor („Vincent“) und besangen den berühmten Männerschnupfen ¬ ¬ - also die Unart des vermeintlich starken Geschlechts, die bei jedem Hüsterchen den Sensenmann auf der Schwelle zu wittern.
Nicht fehlen durfte Warendorfs Prinz Totti I., alias Thorsten Habermeier, der als Narr vom Ort, von Feuerwehr, Stusa und Motorsport unter Applaus einzog und seine Aufwartung machte. Tanzend begeisterten danach zunächst die Jüngsten (Kita-Tanzgruppe „Discokinder“) und dann die Älteren das Publikum. Zu den Klängen der Backstreet Boys durften die von ihnen gehaltenen „Männer“ als Marionetten tanzen. Mehr Freiraum war dem starken Geschlecht an diesem Nachmittag nicht vergönnt.
Warum auch?
Starke Frauen der Weltgeschichte prägten die zweite Hälfte des Nachmittags, als die HTTG an Kleopatra, Lady Diana, Kaiserin Sissi oder die Suffragetten erinnerte, die vor mehr als 100 Jahren in England für das Frauen-Wahlrecht kämpften.
Die finale Zwerchfellattacke gab es dann in einer reizenden Anke-Engelke-Parodie auf „Rickys Popsofa“ , die mit schnoddrigen Aufklärungsdiskussionen den Zuschauern die Tränen in die Augen trieb.
Durch die Zeitgeschichte 1950 bis 2030 führte dann der Weg von Schaufenster zu Schaufenster, ein Augenschmaus an Stimmung und guter Laune.
Zum großen Finale durften dann (ganz ausnahmsweise) noch mal die Herren der Schöpfung auf die Bühne: So gab sich Prinz Josef I. von Dieselross und Jagdgeschwader mit Gefolge und Garde die Ehre, um unter tosendem Applaus die tollen Tage im Golddorf einzuläuten. An deren Ende sicherlich wieder der Männerschnupfen verstärkt grassieren wird. Hoetmar Helau!
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Text und Fotos: HTTG